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Wappen von Völs / nach Scheibler


Der Ritter von Völs (Fels) - Herr von Brauchitsch

Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen über die von Völs (Fels, Vels) stammen aus dem 12. Jahrhundert. Im Saalbuch der südtiroler Stadt Brixen wurde im Jahr 1120 ein Wernher von Velles genannt. Er war der Stammvater eines südtiroler Miniterialen-Geschlechtes, das sich "Herren von Völs" nannte. Mitte des 13. Jahrhunderts machte sich ein Ritter aus der Ministerialen-Familie "von Völs" auf den Weg in Richtung Böhmen und Schlesien. Seine Brüder Arnold und Heinrich, die beide verheiratet waren, lebten auf der Burg Prösels (östlich von Bozen) in Südtirol. Als der ausgewanderte Ritter von Völs in Niederschlesien ankam, begab er sich in die Dienste des Herzogs von Schlesien. Für seine geleisteten Dienste bekam der Ritter Welislaus von Völs vom Herzog Boleslaw II. (Schlesien) den wüsten Ort Chrostenik mit einem Stück Land geschenkt. Der Ritter Welislaus siedelte alsbald auf seinem Landbesitz und baute unter anderem die dortige abgebrannte Kirche wieder auf. Schliesslich gab er seinem Ort den Namen "Brauchitschdorf" (der Ortsname im 13. Jahrhundert lautete "Bruchaczdorff").

Herzog Boleslaw II. "Der Kahle", auch "Der Wilde" von Schlesien (ca. 1218 bis 1278) nach einer Darstellung von 1879

"Die meisten der etwa vierhundert Ritter, die nach Schlesien kamen, stammten aus dem Deutschen Reich und zwar aus den nahe gelegenen Regionen der Ober- und Niederlausitz, Meißen und Thüringen. Vereinzelt siedelten sich Zuwanderer aus dem Rheinland, Schwaben und Bayern an. Das war in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Es entstanden neue Teilfürstentümer, und als Folge davon gab es Bürgerkriege (um 1250 bis 1280). Für die ausländischen Krieger boten sich an den neu entstandenen Herzogshöfen gute Karriereperspektiven." (Quelle: Jurek 1996: 21–28). Die meisten Zuwanderer gehörten zu den unteren Schichten der deutschen Ritterschaft, wohl drei Viertel stammten aus Ministerialenfamilien. Bei der Ritterschaft gab es in Schlesien auch Angehörige von wohlhabenden und mächtigen Adelsgeschlechtern. Die meisten Ritter machten sich Hoffnung auf eine Verbesserung ihrer Lebensumstände oder gingen aus Abenteuerlust in Richtung Schlesien. Die ausgewanderten Ritter waren größtenteils jung und unverheiratet.

Die Schlacht bei Liegnitz im Jahr 1241 - aus einem Hedwig-Kodex - 14. u. 15. Jahrhundert

"In Schlesien kamen die zugewanderten Ritter vor allem an den Herzogshöfen unter. Nur eine kleine Minderheit bildeten jene Ritter, die in den Dienst der Breslauer Bischöfe oder anderer lokaler Mächtiger traten, sich keinen Herrn suchten, sondern kleine Landgüter erwarben oder sich schließlich in den Städten niederließen . Das eigentliche Ritterleben konnte sich nur am Hofe abspielen. Die Zuwanderer suchten sich am liebsten tüchtige, für ihre Kriegstaten und ihre Großzügigkeit berühmte Herzöge, manchmal aber auch die schwächsten, an deren Seite am leichtesten etwas zu gewinnen war. Zweifelsohne erfüllten sich die Hoffnungen der Immigranten zumeist. Sie erhielten nämlich prinzipiell von ihren neuen Herren Grundbesitz (manchmal sogar mehrere Landgüter), vielen verlieh man einkunftsträchtige Ämter, und vor allem rekrutierten sich gerade aus ihren Reihen die engsten herzoglichen Berater."

"Schon am Ende des 13. Jahrhunderts wurden die Fremden zur dominierenden Macht an allen schlesischen Höfen, wobei sie von den Herzögen gerne protegiert wurden. Die "Neuen", die nicht in bestehende Strukturen eingebunden und ganz der Gnade des neuen Herrn ausgeliefert waren, erwiesen sich ja als perfektes Instrument in der herzoglichen Politik, den Einfluss der heimischen Mächtigen zu beschränken. Neben diesen Eigenschaften schätzte man weitere Vorzüge an den deutschen Zugewanderten. Sie brachten Lehnsgewohnheiten mit sich, die für die Herzöge günstiger waren als das traditionelle polnische Recht, da sie den Grundbesitz strenger mit einer Kriegsdienstpflicht verbanden und Familienerbrechte beschränkten. Auch bildeten sie eine nicht zu unterschätzende militärische Macht, da die Qualität ihrer Bewaffnung und Ausstattung sicherlich jene der polnischen Ritterschaft übertraf. Hinzu kam, dass die Deutschen damals den Ruf der besten Krieger genossen. " Quelle: Tomasz Jurek (Poznań/Posen), Polnische, tschechische und deutsche Ritter in Schlesien.

Im Jahr 1241 überzogen die Mongolen Schlesien und andere Länder Europas mit Krieg. So wurde auch der kleine Ort Chrostnik bei Lüben vollständig zerstört. Gegen die Mongolen kämpften unter Führung des Herzogs Heinrich I. von Schlesien unter anderem Ritter mit Namen Bruchaczach (Brauchitsch), die zu ihrem Schutz ein Schild mit der Abbildung eines Hirsches trugen. Um das Jahr 1245 kam ein Ritter namens Velis von Völs aus dem südtiroler Ort Völs am Schlern nach Niederschlesien. Er war einer der Söhne von Mathilde, geborene von Rodank und Reimbert von Völs (auch "Fels"). Velislaus von Völs, der im Jahr 1259 für seine Verdienste vom Herzog den Ort Chrostnik mit einem Sück Land erhielt, begann nach der Schenkung durch den Herzog Boleslaus dem Kahlen mit dem Wiederaufbau des Dorfes. Den Ort erhielt einen deutschen Namen, und der neue Besitzer nannte sein Anwesen zunächst "Bruchaczdorf". Später erhielt der Ort die Namen "Brauersdorf", "Bruchsdorf" und schließlich "Brauchitschdorf". Der Besitzer des Ortes nannte sich fortan "Herr von Brauchitsch" - die alte Namensnennung war "Brauchicz"; im 16. Jahrhundert "Brauchitz" und "Brauchwitz".

Zur Schenkungsurkunde im Jahr 1259

Der Wortlaut der in Latein verfaßten Schrift, die ich ins Deutsche übersetzt habe, beginnt mit folgendem Satz: "Im Namen des Herrn, Amen. Da die Taten des Menschengeschlechts dem Lauf der Zeit unterliegen, werden sie aus dem Gedächtnis der Menschen verschwinden, wenn sie nicht durch Beweise und Zeugen in der Schrift bestätigt werden."

Laut der Schrift über die Geschichte des Ortes Brauchitschdorf, das für die Provinz Schlesien, Regierungsbezirk Liegnitz, Kreis Lüben herausgegeben wurde, heißt es im Text zur Schenkung des Herzogs ... "wurde dessen Grund und Boden am 7. Dezember 1259 durch den Herzog Boleslaus (Calvus) III. seinem getreuen Ritter und Hof-Cavalier Velislav oder Boleslaus aus der Familie von Völss“, also das Erbgut Chrustenik mit dem Waldgebiet im benachbarten Tessin jenseits des Flusses geschenkt. Der Wald bei Tessin war zwölf Hufen groß. Ritter Velislaus wurde von allen Steuern und Diensten befreit. Eine Ausnahme bildete der Dienst mit dem Ritterpferd innerhalb des Landes. Wenn Velislaus jedoch außerhalb des Landes Schlesien mit seinem Pferd unterwegs war, würde ihm für einen solchen Fall Hilfe zugesagt. Wenn er einen Schaden irgendeiner Art erleiden sollte, würde ihm dieser ersetzt werden. Der Ritter Velislaus wurde mit urkundlicher Bestätigung des Herzogs von Schlesien auch zum Richter des Dorfes ernannt. Ferner wurde vereinbart, daß auch die Nachfahren des Velislaus dieses Amt inne haben sollten. Velislaus erhielt die Erlaubnis, im herzoglichen Wald „Gola“, nahe des Dorfes Guhlau gelegen, Hasen und Rehe zu jagen.

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Link zur Geschichte des Ortes Brauchitschdorf - dort wird u. a. von dem getreuen Ritter und Hof-Kavalier Velislav aus dem Hause von Völs berichtet.


im Mai 2024