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S p u r e n s u c h e

Familien von Brauchitsch - von Brauchitz / Bruchwitz und die Herren von Völs

Vor rund 800 Jahren kam ein Ritter namens Velis von Völs (auch "Welislaus" genannt) nach Niederschlesien. Wegen seiner Verdienste für das Herzogtum Liegnitz bekam der Ritter Velis vom Herzog Boleslaw II. ("Der Kahle"), Herzog von Schlesien und Liegnitz, ein Stück Land geschenkt, einschließlich dem wüsten Ort Chrostnik. Dem nach Niederschlesien eingewanderten Ritter Velis wurden zudem besondere Rechte verliehen. Das alte Dorf war bereits zu Zeiten des vorherigen Besitzers Boleslaus abgebrannt. Jener Ritter "vom Goldenen Sporn" war bereits im Jahr 1222 gestorben.* "Velislav von Völss baute das Dorf, zu welchem der Herzog demselben noch eine beträchliche Strecke Waldes geschenkt hatte, von neuem auf und nannte sich seitdem Herr von Brauchitsch." So heißt in der Überlieferung aus dem Urkundenbuch von Liegnitz. Mitte des 13. Jahrhunderts nannte sich der Ort "Bruchsdorf" oder auch "Brauersdorf", und etwa weitere vierhundert Jahre später war der Ortsname "Brauchitschdorf".

Velis von Völs - andere Namensversionen waren "Vels" oder "Fels" - kam um das Jahr 1220 aus dem heutigen italienischen Südtirol nach Schlesien. Seine Eltern waren Reimbert von Völs (ca. 1196 bis 1237) und Mathilde, geborene Rodank (ca. 1197 bis 1232). Der Herkunftsort der Familien von Völs (Fels) ist der Ort Völs am Schlern in Südtirol in der Region von Bozen und Brixen. Das Ministerialiengeschlecht von Völs ist dem Adelsgeschlecht Colonna von Fels zuzuordnen.

Vor über fünfhundert Jahren wurde der Urahn Georg von Bruchwitz (von Brauchitsch) geboren. Der gebürtige Schlesier war als Pommerscher Rat (polnisch: Ksiazec Rada) in Diensten des Herzogs von Pommern gewesen.

* Ob jener Boleslaus mit dem Titel "Ritter vom goldenen Sporn" wirklich aus dem Hause von Brauchitsch stammte, bedarf nach meiner Meinung einer fachlichen Klärung von Historikern und Genealogen. Ich persönlich komme jedenfalls zu dem Schluß, dass jener Boleslaus dem Haus Brauchitsch nicht zugerechnet werden kann.

Einzelfunde zur Familie Schmoldt - Englandfahrer aus Danzig und die Herrschaft Diepholz

Im dem alten und wieder neu aufgelegten Lübecker Urkundenbuch ist zu lesen, daß vor über 700 Jahren - im Jahr 1317 - ein Henneke (Johannes) Smolt bzw. Schmoldt in Lübeck lebte. Er gehörte zu jenen Neubürgern, die seinerzeit in den Lübeckischen Bürgermartrikeln eingetragen wurden. Eine Folgegeneration des genannten Schmoldt, der früher einmal "Smolt" geheißen hatte, waren Schmolds aus der Stadt Danzig; sie hießen Heinrich Smolt oder Smelt, Johann Smult und Christian Smolt. Die Smolts waren Kaufleute und Händler aus Danzig, die zu den sogenannten Englandfahrern der Jahrhundertwende vom vierzehnten auf das fünfzehnte Jahrhundert gehörten. Im Buch "Die Hansischen Englandfahrer, 1390/91 bis 1406" wird über die Zeit der Hanse im Nordeuropäischen Raum sowie dem Ostseeraum berichtet. Zu ihnen gehörten auch jene Englandfahrer aus Danzig, die als Kaufleute in Britanien ihren Geschäften nachgingen und dort Handel trieben.

Von 1300 bis etwa 1500 gab es eine "Herrschaft von Diepholz", die im Zusammenhang mit den "Edlen von Diepholz" erwähnt wurde. Innerhalb jener Herrschaft Diepholz gab es mehrere Besitztümer. Entweder waren es einzelne Häuser und Güter oder auch ein oder mehrere Dörfer, die ein Lehen des Bistums Münster waren. Einen solchen Besitz hatte auch ein Johannis Smolt oder Schmolte als sogenannter "Domus" inne. Er müßte in der Zeit 1450 / 1500 in der Herrschaft Diepholz gelebt haben. Er war der Herr eines Anwesens in Drentwede im Kirchspiel Barnstorf (Niedersachsen) gewesen. In einer sehr alten Schrift vom Bistum Münster lautet der Eintrag wie folgt: Besitzer / domus Johannis Smolt / Schmolter.

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts kam ein Zimmermann namens Peter Schmoldt nach Alt-Berlin, und etwa Mitte des 17. Jahrhunderts ging ein Urenkel gleichen Namens von Berlin nach Mecklenburg-Vorpommern und lebte bis zum Jahr 1718 in dem Ort Lübbersdorf, wo er auch starb. Der Familienzweig der Schmoldts setze sich zunächst in Mecklenburg-Vorpommern und schließlich in Berlin fort.

Quellen

Germania Sacra - Die Bistümer der Kirchenprovinz Köln - Das Bistum Münster, Wilhelm Kohl. 2002 - Walter de Gruyter, Berlin - New York. Kapitel "Güter in fremden Herrschaften" - Seite 277 - Herrschaft Diepholz - Kirchspiel Barnsdorf (Barnstorf), Besitz Drentwede: domus Johannis Schmolt.

Das älteste Bürgerbuch von Berlin, 1453 - 1700, Peter von Gebhardt


Heiner Bruchwitz, Nienburg/Weser im Oktober 2024


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